23 Tage oder: Was, wenn deine Abteilung geschlossen wird?

Manchmal will man morgens einfach liegen bleiben, weil man schon zu diesem Zeitpunkt ein ungutes Bauchgefühl hat. Das sollte zwar nicht der Normalfall sein, aber seien wir ehrlich: Vermutlich jeder hatte schon mal die Vorahnung, dass entweder alles schiefgehen oder der Tag sich mit nicht erahn- und kalkulierbaren Ereignissen auf einen stürzen wird. So ein typischer Montag eben – nur, dass die Schließung meiner Abteilung an einem Dienstag bekannt gegeben wurde.

Zugegeben, die spannendste Arbeit war es nicht. Viel Datenrecherche, Excel-Listen und Kundenkontakt – was per se ja nicht schlecht ist, aber doch relativ viel Routine war. Weil ich irgendwann unsere Personalakquise übernahm, gab es dann aber doch Abwechslung. Neben Kundentelefonaten hieß es dann wild in die Tasten hauen, damit neue Leute auf uns aufmerksam werden und wir neue Kollegen finden. Im Gegensatz zu den Aufgaben vermisse ich mein Team allerdings schon. Denn das war einmalig.

Verzeichniseinträge? Lohnt sich das noch?

Seit 2002 gibt es die Deutsche Anwaltshotline AG, seit 2016 arbeite ich hier. Und knapp 17 Jahre lang verkauften wir Verzeichniseinträge an Anwälte. Das war einerseits gut, weil der Gedanke hinter dem Verzeichnis super ist und Menschen wirklich helfen kann. Andererseits begann sich das Verzeichnisgeschäft mit der Zeit nicht mehr so stark wie früher zu rentieren. Die Konkurrenz wuchs und unsere Kernkompetenzen liegen schlichtweg in anderen Geschäftsbereichen. Aus dem Statement des Vorstands zur Abteilungsschließung ließ sich immerhin schließen, dass den dreien die Entscheidung nicht besonders leichtgefallen ist – vielleicht gab es uns als Abteilung deshalb so lange, weil wir das Glück hatten, Leute im Vorstand sitzen zu haben, die nicht nur monetär orientiert sind.

Ihre Entscheidung begründeten die drei Vorstände am Ende damit, dass die Firma mittlerweile anders ausgerichtet sei und ihre Stärken nicht im Vertrieb von Verzeichniseinträgen lägen. Es gab also nachvollziehbare Gründe, eine Art Plan und für jeden Mitarbeiter in der alten Abteilung eine neue Stelle in der Firma.

Abteilung zu – und nun?

Nur, trotzdem ist da dieses ungute Gefühl, wenn von jetzt auf gleich bekannt wird, dass die eigene Abteilung sich in den nächsten 23 Tagen in Luft auflöst. Dass es das Team, mit dem man jahrelang zusammengearbeitet hat und mit dem man perfekt eingespielt war, nicht mehr geben wird. Und vor allem, dass man keinen Plan hat, wo man in der Firma weitermachen soll und sich darauf verlassen muss, dass die Geschäftsführung sich da was überlegt hat. Man merkt: so einfach ist das also nicht.

Beruhigenderweise gab es Einzelgespräche und jeder konnte für sich abwägen, ob er sich in einem der anderen Teams wohlfühlen würde. Jedem wurde ein neuer Arbeitsplatz in einem neuen Team angeboten. Dabei war aber von Anfang an klar – auch wenn es nicht unbedingt ausgesprochen wurde – dass nicht alle bleiben würden. Während ein großer Teil meines alten Teams jetzt in unserer Anwalts- und Fallbetreuung zuhause ist, habe ich in der Redaktion neue Herausforderungen gefunden.

Ein halbes Jahr später

Während ich die Anfangs- und Umbruchszeit als recht emotional erlebt habe, bin ich mittlerweile emotional genug distanziert, um den Vorstand zum größten Teil verstehen zu können. Die Abteilung in nur 23 Tagen schließen zu wollen und uns nicht mehr Vorlauf zu geben, war vielleicht nicht die feine englische Art und stieß – nachvollziehbar – bei keinem Mitglied der Abteilung auf große Freude. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es so wie es jetzt ist, vielleicht ganz gut ist. Für alle kann ich zwar nicht sprechen. Aber was neue Herausforderungen und Weiterentwicklung angeht, kann ich in meiner neuen Abteilung weiterhin wachsen und Neues lernen.

 

Bianca arbeitet als Werkstudentin bei uns. Neben unseren Stellenanzeigen schreibt sie in unserer Redaktion Newsletter und Ratgeber zu Rechtsthemen, kooperiert mit anderen Redaktionen und versucht sich (bisher eher weniger erfolgreich) um alles zu drücken, was mit Telefonieren zu tun hat. Hohe Regale und Excel sind ihre Endgegner.

Bescherung für den guten Zweck: Die DAHAG-Spendenaktion

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